institut für systemische lösungen



Anlass


Seit dem letzten Amoklauf in Winnenden im März 2009 wird von vielen Experten intensiv über die Entstehung der Gewaltbereitschaft von Kindern diskutiert. Bei der Abwägung aller Argumente von Forschungsergebnissen sind sich die Fachleute darüber einig, dass die Gewaltbereitschaft durch Kommunikation aller Beteiligten entscheidend mit geprägt wird.


In vielen Elternkursen und Fortbildungen lernen die Eltern und Erzieher dem Kind Orientierung zu geben, damit das Kind lernt, das Richtige zu machen.

In der Realität ist dies allerdings nicht so simpel, denn Kinder nutzen weiterhin ihre Wahlmöglichkeiten, das eine oder das andere zu tun. So erleben wir, dass Kinder wissen was gut und richtig ist im Leben, dass man nicht lügt, stiehlt oder betrügt.

Allerdings deckt sich dieses schöne Selbstbild nicht mit der Realität, denn in der aktuellen Situation verhalten sie sich häufig anders. Dies führt oft zur Frustration sowohl auf der Seite der Er-wachsenen als auch auf der Seite der Kinder.

Mit dem Vorhaben, die Kinder dazu zu bewegen, das Richtige zu tun und das Falsche oder Schlechte zu verhindern,vergessen wir, die Kinder danach zu fragen, was sie fühlen oder was sie brauchen, denn das unangemessene Verhalten von Kindern kann auch verstanden werden als den missglückten Versuch, ein unerfülltes Bedürfnis zu erreichen.


Die gewaltfreie Kommunikation grenzt sich deutlich von den Belohnungs- Bestrafungs- und Orientierungsansätzen ab, distanziert sich von richtig oder falsch und stellt nicht mehr die Frage von Schuld, sondern stellt die Bedürfnisse und die Gefühle in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Die Absicht, mit der wir miteinander kommunizieren ist der Schlüssel zur Haltung der Gewaltfreien Kommunikation, denn häufig reden wir miteinander, um Recht zu bekommen,

oder zu überzeugen, oder zu gewinnen, anstatt dafür zu sorgen, mit unseren Bedürfnissen im Einklang zu sein und ebenso die Bedürfnisse der anderen zu respektieren.


So erleben Eltern oder Erzieher zum Beispiel gut eingeübte Erziehungsrituale im Sinne der "Nein - doch - Spiele", die häufig mit machtvollen Sanktionen auf der Seite der Erzieher enden, anstatt Neugier zu wecken und nach den Gefühlen und Bedürfnissen, die hinter dem Verhalten stecken zu fragen.


Um miteinander in Kontakt zu kommen bietet die gewaltfreie Kommunikation das beste zur Verfügung stehende Mittel um die Beziehung zwischen den Menschen zu stärken, denn das Verstehen und Respektieren von Gefühlen und Bedürfnissen führt zum empathischen Umgang lebensdienlicher Kommunikation, Leichtigkeit und Aufrichtigkeit In Kindertagesstätten, die sich mit dem Projekt der TU Dresden zur gewaltfreien Kommunikation in Kindertagesstätten intensiv aus einander gesetzt haben, wird von Eltern, Kindern und Erziehern dar-über berichtet, dass Veränderungen deutlich wahrnehmbar sind und nachweisbar positive Auswirkungen auf die Kinder und die gesamte Einrichtung haben.


Viele Lernziele, wie zum Beispiel Konfliktlösungkompetenzen, soziale Kompetenzen und kommunikative Kompetenzen können mit dem Handwerkszeug der gewaltfreien Kommunikation nachhaltig erreicht werden.


Quelle:

Jaschke, Anne, Gewaltfreie Kommunikation im Kidergarten Eine empirische Untersu-chung zur Umsetzung des Konzeptes Giraf-fentraum an fünf Kindertagesstätten, TU Dresden 2006